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01.04.2023

Newsletter 04/23

Ausgabe April 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

 

die Debatte um die Umsetzung der Klimaziele, das Verbot von Gas- und Ölheizungen und der Streit, ob der Ausstieg aus der Atomkraft richtig war, bestimmen die Schlagzeilen in diesen Tagen. Klar ist, dass wir in einer Welt zunehmender Ungleichheit leben, sowohl national, als auch global. Diesem Thema widmete sich in der vergangenen Woche die Arbeitsgemeinschaft Soziales Hamburg auf der 12. Konferenz zur sozialen Spaltung. Dort durfte ich gemeinsam mit Tina Röthig von der Poliklinik Veddel einen Arbeitskreis leiten, Thema: Wohnen in Zeiten von Energie- und Klimakrise. Wir haben neben vielem anderen festgestellt, dass gerade Menschen in prekären Wohnverhältnissen so sehr mit der Bewältigung ihres Alltags beschäftigt sind, dass Themen wie Nachhaltigkeit oder Ressourcenbewusstsein wenigen bis gar keinen Stellenwert haben. Umso mehr belasten die Wohnverhältnisse: Nicht selten fehlt mindestens ein Zimmer in der Familienwohnung, mangelt es an Orten zum Rückzug und zum Lernen. Genug Wohnraum ist für viele Familien unbezahlbar.

 

Am anderen Ende der Skala gibt es Menschen, die sehr viel Wohnraum zur Verfügung haben. Im Arbeitskreis wurde die Frage diskutiert, ob nicht in manchen Fällen Verzicht und Reduktion geboten wären. Die Annahme lautete, dass zum Beispiel ältere Menschen, deren Kinder ausgezogen sind, auf mehr Fläche leben, als sie eigentlich bräuchten. Nun garantiert uns unser Grundgesetz Privatautonomie und die Entscheidung, wie und in welchen Verhältnissen ich wohnen möchte, liegt bei mir. Und warum sollte ich umziehen, solange ich mir die Wohnung (gerade noch) leisten kann? Nicht nur wäre ein Ortswechsel mit einer Umgewöhnung verbunden, die Stress für mich bedeutet, zudem müsste ich mich von vielen Gegenständen und Möbeln trennen, an die die Erinnerungen meines ganzen Lebens geknüpft sind. Ein schmerzhafter Prozess. Es erscheint folgerichtig, dass laut einer Umfrage aus dem Jahr 2014 40 Prozent der Befragten das Kinderzimmer nach Auszug des Kindes in ein Gästezimmer umwandeln würden und weitere 40 Prozent in ein Arbeitszimmer. Ein Prozent würde untervermieten. Aber niemand kam auf die Idee, umzuziehen in eine kleinere Wohnung.

 

Und so kommt es immer wieder vor, dass der Umzug in eine barrierefreie Wohnung mit Hilfsangeboten erst erfolgt, wenn der Mensch die Treppen oder das Leben alleine nicht mehr bewältigen kann. Dann ist es oft zu spät, noch wirklich in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen. Die frühzeitige Anpassung des Wohnraums an den eigenen Bedarf ist aus diesem Gesichtspunkt keine Strafe, sondern Zutat für gute Bedingungen im nächsten Lebensabschnitt.

 

Ganz klar, diese Alternativen muss es auch geben. Niemand soll für eine kleinere Wohnung mehr Miete zahlen müssen. Allein das Missverhältnis zwischen Einpersonenhaushalten (54 Prozent) und Ein- bis Zweizimmerwohnungen (16 Prozent) in Hamburg zeigt, auch der Markt muss sich dem veränderten Bedarf anpassen. Und doch, es liegt bei Ihnen: Wenn das Angebot da ist, alle Rahmenbedingungen stimmen, kommt es auf Ihre Entscheidung an, ob Sie den Schritt in die Wohnung Ihres nächsten Lebensabschnitts gehen. Sind Sie bereit? Schreiben Sie mir!

 

Lassen Sie sich nun wie immer mit diesem Newsletter über unsere Tätigkeit und die Entwicklung in Rechtsprechung und Wohnungspolitik informieren. Verschaffen Sie sich mit unserer neuen Rubrik zur Pressearbeit einen Überblick über unser Wirken. Seien Sie eingeladen, uns und unsere Pressearbeit zu unterstützen, Feedback zu geben und natürlich auch unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn: UNSER RAT ZÄHLT!

 

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

 

 

Dr. Rolf Bosse
Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg

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